Möchte man dem 18. Jahrhundert ‚ins Gesicht blicken‘, dann betrachte man Gleims „Freundschaftstempel“. Rund 120 Porträts von Dichtern und Dichterinnen, Staatsmännern, Gelehrten bedecken die Wände, darunter Lessing, Herder, Klopstock, Winckelmann und Anna Louisa Karsch.
Nach seinem Umzug von Berlin nach Halberstadt im Jahr 1747 hatte Gleim begonnen, die Freunde, die er zurückgelassen hatte, malen zu lassen. So war die Entstehung der Galerie Ausdruck eines neuen Freundschaftsempfindens im 18. Jahrhundert. In späterer Zeit weitete sich der Kreis der Dargestellten mehr und mehr über die persönlichen Freunde Gleims hinaus auf verdiente Persönlichkeiten der Zeit aus. Dieser neuen Konzeption entsprechend vermerkte Gleim auf der Rückseite vieler Bilder, worin das Verdienst jeweils bestand.
Die Porträtkultur stand im 18. Jahrhundert in einer hohen Blüte. Doch keiner seiner Zeitgenossen betrieb das Sammeln von Bildnissen seiner Freunde derart ausdauernd wie Gleim. So ist sein sogenannter „Freundschaftstempel“ die umfangreichste Porträtgalerie von großen Geistern und schönen Seelen des Zeitalters der Aufklärung. Zudem ist er die einzige am historischen Ort erhaltene Sammlung, deren verbindendes Element die Freundschaft ist. Die Galerie zeigt ein Panorama der literarischen Welt der Aufklärung in Deutschland und ebenso der Porträtkunst dieser Zeit. Bedeutende Porträtisten wie Anton Graff und einige Angehörige der Malerfamilie Tischbein waren für Gleim tätig.
Die Sammlung ist recherchierbar unter museum-digital.
Mit Ausnahme der Porträtgemäldesammlung, der Bibliothek und des Handschriftenarchivs wurde der größte Teil von Gleims Nachlass in mehreren Auktionen versteigert, darunter auch seine Bestände an Grafik. Seit der Eröffnung des Gleimhauses als Literaturmuseum im Jahr 1862 wurde eine neue Sammlung von Handzeichnungen und Druckgrafik aufgebaut, in die vereinzelt Blätter aus dem Besitz Gleims Eingang gefunden haben. Einen Schwerpunkt bildeten von Anfang an Dichter-, Künstler- und Gelehrtenporträts. Ende des 19. Jahrhunderts gelangte zudem die Porträtgrafiksammlung des Halberstädter Oberdompredigers Christian Friedrich Bernhard Augustin (1771-1856) in das Haus, eine Sammlung Halberstädter Persönlichkeiten, in die ebenfalls vereinzelt Blätter aus dem Besitz Gleims eingegangen waren, außerdem solche aus dem Nachlass von Augustins Schwiegervater Gottlob Nathanael Fischer (1748-1800). Die Blätter aus der Sammlung Augustin sind vielfach mit biografischen Informationen sowie auch mit Autografen der dargestellten Persönlichkeiten versehen. Ihre Ordnung entspricht noch dem traditionellen Gliederungsprinzip nach Ständen bzw. Berufsgruppen.
Die Grafiksammlung enthält größere Konvolute unter anderem des in Halberstadt gebürtigen Grafikers Ludwig Buchhorn (1770-1856) sowie des Porträtisten Georg Friedrich Adolph Schöner (1774-1841), der längere Zeit in Halberstadt ansässig war.
Mit Ausnahme von jüngeren Blättern sowie von Dubletten ist die Porträtgrafik des Gleimhauses vollständig in den „Digitalen Portraitindex der druckgrafischen Bildnisse der Frühen Neuzeit“ integriert.
Eine breite Auswahl der Grafiksammlung wird präsentiert unter museum-digital.
Neben der Porträtgemäldesammlung und der Grafiksammlung hat das Gleimhaus eine Sammlung weiterer Kunstgegenstände aufgebaut, in die vereinzelt auch Stücke aus dem Besitz Gleims eingegangen sind bzw. zurückgefunden haben. Als herausragende Werke sind das Standbild der Anna Louisa Karsch, Gleims Schreibsessel, ein Gedenkring auf Friedrich II. sowie ein Paar Gedenkbilder auf Ewald Christian von Kleist von Adam Friedrich Oeser zu nennen.
Die Sammlung ist recherchierbar unter museum-digital.
Das Gleimhaus bewahrt neben den Sammlungen Gleims eine Reihe von Nachlässen bzw. Nachlassteilen oder -splittern einiger Künstler der Region.
Diese Sammlung umfasst folgende Teilsammlungen:
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